Praxisausfahrt Tunesien 2025
2 Wochen Basistraining – 2 Wochen Workshop für Fortgeschrittene.
Nach den vielen Ausfällen im letzten Jahr blickten wir mit Bangen der Abfahrt am 1. Februar entgegen. Im Laufe des Vormittages trafen aber alle Teilnehmer gesund und voller Tatendrang am Hafen von Genua ein. Erstmals war auch unser Schulungsfahrzeug, der Nissan Patrol, in der Wüste im Einsatz.
Aber auch diesmal erlebten wir viele Überraschungen, die meisten zum Glück positiv.
Die Erste erwartete uns gleich in Genua. Auf unserem Pier stand nicht wie erwartet die CARTHAGE (Fährschiff der CTN) sondern das neuere Schwesternschiff die TANIT. Gepflegter, sauberer und in einem besseren Allgemeinzustand – wie die Carthage vor 10 Jahren als sie die HABIB ablöste.
Alles andere verlief wie gewohnt – abmelden bei der Polizei, Chaos beim Anstellen – viele glauben ja, das Schiff würde ohne sie abfahren ?!? Und dann die nächste Überraschung – wir bekamen mit unserem Unimog die Poleposition für die Ausfahrt!
Die Überfahrt verlief ruhig, Polizei und Zollformalitäten erledigten wir am Schiff und die Einreise am Hafen ging so schnell, dass ich kaum Zeit hatte, Geld zu wechseln.
In zügiger Fahrt ging es dann in den Süden, mittlerweile führt die Autobahn ja schon bis Gabes. Eine Übernachtung auf der letzten Raststätte – sauber, gutes Frühstück und am späten Vormittag erreichten wir Douz.



Basic Training
Auf der Fahrt zu unserem Versorgungscamp, dem Camp Grand Erg Oriental, ermittelten wie üblich den passenden Reifendruck der Fahrzeuge, um ein optimales Vorankommen bei geringst möglichen Spritverbrauch für die nächsten Tage zu ermöglichen.
Das Camp Grand Erg Oriental liegt auf dem Weg zum Guer el Mida bereits in den Ausläufern der Sahara und so ergaben sich gute Trainingsmöglichkeiten für die ersten 3 Tage.
Fahrten durch leichte und mittelschwere Dünenlandschaften, Orientierungsaufgaben mit den Navigationsgeräten und erkennen von Sandstrukturen standen auf dem Programm.
Ein intensiver Programmpunkt sind aber auch die verschiedenen Methoden der Fahrzeugbergung, damit Befreiungen auf der Tour schnell, effizient und schonend für das Fahrzeug durchgeführt werden können.
Am späten Nachmittag / Abend wurde dann noch fleißig die Route für die nächsten Tage geplant, die ja vom Team der Teilnehmer möglichst selbständig bewältigt werden soll.
Die 3 Tage waren anstrengend, dafür wurden wir mit köstlichem Nachtmahlessen und Frühstück versorgt.




Basic Tour
Schon in den ersten Tagen des Trainings haben wir erkannt, dass der Sand ungewöhnlich kompakt war. Immerhin hat es seit September immer wieder geregnet, erfuhren wir von unseren einheimischen Freunden.
Während beim Training die Sonne vom Himmel lachte, zogen pünktlich zum Beginn der Tour dunkle Wolken auf. Der Wind blies stärker, Regentropfen fielen auf unsere Windschutzscheiben und eine Nacht hat es so richtig stark geschüttet. In den Bergen muß ein heftiges Gewitter getobt haben, der Donner war bis zu unserem Nachtlager am großen D’Kanis zu hören. Der Vorteil – danach zogen die Wolken ab und die Sonne begleitete uns auf dem Rest der Tour.
Unsere Teilnehmer wollten diesmal unbedingt zum Lac Rochette und da es ein Basic Training war, nahmen wir die Standardroute. Wer schon einmal am See war, kennt wahrscheinlich die Eckpfeiler dieser Route: Timbaine, großer D’Kanis, kleiner D’Kanis, See und dann nach Norden über den Tin Souane und Timbaine, westlich am Park vorbei nach Douz.Diese Strecke kann auch problemlos ohne Führer befahren werden, wenn man ein wenig Erfahrung hat.
Wir waren am Ende einer tunesischen Ferienwoche unterwegs, viele Fahrzeuge haben ihre Spuren in den Sand gezogen. Und auf Grund des vom Regen so kompakten Sandes fuhren wir auf einer hartgepressten Piste bis zum See. Lediglich ein paar Auffahrten stellten eine kleine Herausforderung dar. Wir kamen gut voran, unsere Teilnehmer hatten ihren Spaß, die Stimmung in der Gruppe war gut – nur aus unserer Sicht war der Lernerfolg nicht ganz so groß, wie bei „normalen“ Verhältnissen.





Die Herausforderung
Am See hatten wir Glück, denn wir waren mehr oder weniger alleine dort. Lediglich eine kleine Gruppe Fahrzeuge und am nachsten Tag ein paar Motorradfahrer spielten in den umliegenden Dünen. Später erfuhren wir, dass nach unserem Aufbruch ca. 20 Fahrzeuge den See erreichten.
Wer den Weg vom See nach Norden Richtung Timbaine kennt, weiß welche Herausforderung ich meine – eine wunderschöne, lange, steile Dünenabfahrt. Beim ersten Mal kostet es schon ein wenig Überwindung, sich in die Tiefe zu stürzen.
Das Video rechts soll zeigen, wie man es nicht machen sollte. War eine ungeduldige Gruppe, die unbedingt schneller sein mußte.

Die Überraschung
Beim Timbaine gibt es immer wieder Pflanzen, die sich zwischen den Steinen ihren Weg bahnen. Aber bereits hier fiel uns auf, wie saftig grün die Blätter an den Sträuchern waren.
Und dann trauten wir unseren Augen nicht: inmitten eines Sandfeldes erstreckte sich eine violette Blumenwiese vor uns. Leider kann ich hier den intensiven Geruch, der uns umgab, nicht übermitteln.
Aber das war nur der Anfang. Immer wieder fanden wir kleinere und größere blühende Flecken, nicht nur in violett. Auch in weiß und gelb und dazwischen saftig grüne Büsche und Keimlinge, die frisch aus dem Sand hervorwuchsen.
Auf dem Weg nach Douz (wir fahren nicht über die mühsame Wellblechpiste) trafen wir auch einige Familien, die ihre Herden aus Douz hierher gebracht haben. Für mehrere Wochen haben sie ihr Lager aufgeschlagen, da zur Zeit üppige Nahrung für ihre Tiere zu finden war.





Pause
Nach der Ankunft in Douz der übliche Stop am Campingplatz „du Desert“ bei Sophie, nahe des Hauptplatzes. Zeit zum Sanieren (Mensch und Fahrzeug), Einkaufen (Mitbringsel für daheim), gemütlich Essen gehen und am Donnerstag schickten wir die erste Gruppe nach Tunis für die Heimfahrt.
Bis Montag Mittag hatten wir nun Zeit, dann sollte die zweite Gruppe in Douz eintreffen. Wir nutzten diese, um für uns neue Strecken in der Umgebung zu erkunden. Wir fanden eine alte Piste nach Ksar Ghillane, besuchten nach langem wieder einmal das Fort und stellten fest, dass die Oase noch größer geworden ist.
Wir testeten ein schwierige Durchfahrt östlich vom Bir Gif el Boum zum Cafe du Desert, da wir diese Strecke auch in unserer zweiten Tour fahren wollen.
Bereits am Montag Vormittag traf die zweite Gruppe in Douz ein – die Pause war vorbei.


Kennenlernen
Auch mit Sanderfahrung muss man die momentan vorherrschenden Bedingungen kennenlernen. Der Reifendruck muss auf die Fahrzeuge und die Sandverhältnisse angepasst werden. Man muss sich wieder an das Sandfahren gewöhnen, hat es doch so gar nichts mit Offroaden in europäischen Feuchtgebieten zu tun.
Wir nehmen uns dafür 3 Tage Zeit, lassen uns wieder im Camp Grand Erg Oriental von unserem Freund Hedi versorgen und treffen am Mittwoch Abend in Douz ein, wo wir uns auf die Tour vorbereiten konnten.

Die Tour
Diesmal starteten wir die Tour bei blauen Himmel und Sonnenschein, der uns die nächsten Tage nicht verlassen sollte. Die Fixpunkte unserer Route waren die schwierige Ostdurchquerung vom Cafe du Desert direkt zum Camp Grand Erg Oriental, der Brunnen beim Guer el Mida, Guer el Kleb (Nordseite), direkte Strecke zum großen D’Kanis, Timbaine, Douz.
Klingt ja nicht viel anders als in der Basic Tour. Wo ist der Unterschied?
Wir wählten alternative Routen, Strecken, die noch weitgehend unbekannt sind. Wie bei einem Tiefschneehang wollen wir unsere eigenen Spuren in den Sand ziehen. Vorweg genommen – es ist uns gelungen!
Die Hauptaufgabe bei dieser Tour hat der „Scout“ übernommen. Während der Navigator die vorher festgelegte Route im Auge behält, ist er derjenige, der eine geeignete Spur durch die Dünen finden muss. Im Gegensatz zum Basic Training, wo wir die zu fahrende Strecke vorher mit den Teilnehmern abgehen, gilt es nun, diese möglichst aus dem Fahrzeug heraus zu erkennen. Rüdiger mit dem Iveco hat auf Grund der Sitzhöhe einen besseren Überblick und auch schon etwas mehr Erfahrung und hat diese Aufgabe sehr gut bewältigt. Renate und Bernhard im Ford Ranger kümmerten sich darum, dass Rüdiger nicht allzu weit von der geplanten Strecke abwich.
Um unsere Teilnehmer bestmöglich zu unterstützen, setzt sich Andreas immer wieder einmal als Beifahrer zu ihnen ins Fahrzeug. So kann er bei den vielen Kleinigkeiten, von denen das Bewältigen dieser Strecken abhängt, schneller korrigierend eingreifen.
Wann und wieviel Gas geben oder wegnehmen, wann lenke ich oder mache die Lenkung auf. Und speziell beim Scouten müssen so viele Dinge gleichzeitig bewältigt werden. Unabhängig vom Fahren muss auch der richtige Blick geübt werden und da konnte Andreas als Beifahrer Rüdiger unterstützen und ihm zu einem enormen Lernfortschritt verhelfen.
Eine weitere Herausforderung ist es zu erkennen, wo ein Dünenriegel leichter zu überqueren sein könnte. Dabei spielen sowohl die Höhe der Dünen als auch die vorherrschende Windrichtung eine große Rolle.
Und dann die Sicht, denn das schöne Wetter hat nicht nur Vorteile. Bei sehr hellem Sand und dem entsprechenden Sonnenlicht sind Konturen kaum sichtbar. Oft kann man nicht einmal die Steilheit einer Auffahrt erkennen oder erst sehr spät sich für Richtungsänderungen entscheiden. Manchmal sieht man Hindernisse dann zu spät.

Die Wüste lebt
Es war anstrengend, aber wir hatten unser Ziel erreicht. Bis auf ein paar kleine Abschnitte mussten wir uns unseren eigenen Weg suchen.
Der Sand war schon etwas weicher und verzieh weniger Fahrfehler.
Und dabei haben wir nicht nur schöne Überfahrten und einsame Schlafplätze in fantastischen Oueds gefunden.
Wie schon die Wochen davor, fuhren wir über duftende Blumenwiesen, noch intensiver und noch dichter als vorher.
Auf den Tafelbergen fanden wir versteinerte Fossilien, aus einer Zeit, als hier Meerwasser den Boden bedeckte. In verschiedenen Farben konnte man an den Steinen die unterschiedlichen Gesteinsschichten erkennen – geologisch sehr interessant.
Fazit:
Unsere Teilnehmer haben viel für selbständiges Fahren in Wüstengebieten gelernt, da unsere Trainings auch immer ohne lokalen Guides durchgeführt werden.
Es war anstrengend, wir überquerten beeindruckende Dünen, sahen einzigartige Flora, und genossen stille Nächte unter 1000en Sternen.



Interesse geweckt?
Video Offroadtraining Wüste 2025….
Und wer mehr über die Sahara erfahren möchte – im Rahmen der Abenteuer Allrad Austria vom 23.-25. Mai in Tulln erzählen wir über unsere Erlebnisse in den letzten 35 Jahren, in denen wir die Sahara von Ägypten bis Mauretanien bereist haben.
Zur Messe …..
Text: Klaudia Piskorz
Bilder & Video: Anja, Gerhard, Klaudia, Harald, Renate, Rüdiger

