Das Leben der Nomaden – WOHNEN

von Klaudia Piskorz | Jun 8, 2025

Nomadenfamilie Algerien

Wie wohnen Nomaden in Nordafrika und in der Mongolei

Marokko – Tunesien

Der Lebensrhythmus eines Nomaden ist vom Klima abhängig. Es bestimmt, in welchen Zeitabständen der Standort gewechselt werden muss. Das wiederum beeinflusst die Art und Weise, wie sie wohnen.

In Marokko gibt es in den meisten Regionen genügend Wasser und Weideflächen. Hier leben sogenannte Halbnomaden. Im Sommer ziehen die Familien mit ihren Herden in die Bergregionen, wo sie in angenehm kühlen Steinhäusern wohnen.

Ähnliches findet man auch in Tunesien. Dort werden Wohnungen direkt in den Felsen geschlagen – am Bekanntesten sind die Felswohnungen in der Nähe von Matmata.

In diesen Felswohnungen herrscht ein angenehm kühles Klima im Sommer.

Für die kalten Winternächte sucht man aber dann doch eher den Schutz einer Dorfgemeinschaft.

 

Einfache Beduinenzelte, die nur aus Leinenstoff bestehen, werden mit Stangen aus Holz oder Metall aufgestellt und mit Seilen festgezurrt.

Sie können schnell auf- und abgebaut werden.

In Marokko sind diese Zelte aber die Ausnahme.

Nomaden_Wohnen_Marokko
Wohnen_Felswohnung_Tunesien
Nomaden_Wohnen_Beduinenzelte

Sahara

In der Sahara können Herden nicht so lange auf einem Platz verweilen.
Alle 2-3 Monate ziehen die Tuaregs in der Sahara zum nächsten Weideplatz und das mit ihrem gesamten Hausrat. Entsprechend einfach sind die Behausungen aufgebaut.

Dornenbüsche bilden ein Halbrund, das mit Decken abgedeckt wird, und so das Lager vor Wind und Sandsturm schützt. Denn bereits ein leichter Luftzug wirbelt den feinen Sandstaub auf, der dann in die Augen, den Mund, in die Nase und in die Ohren eindringt. Aus Decken und Stangen wird dann noch ein kleines Dach errichtet, das wohltuenden Schatten vor allem in der Hitze des Sommers spendet. Aber es kann auch dem wenigen Regen standhalten, der ab und zu in der Sahara fällt.

Bei einem Umzug wird nicht immer alles auf einmal mitgenommen. Man findet daher immer wieder Zwischenlager mit Hausratsgegenständen, aber auch Werkzeug und Schwertern. Und es würde niemand auf die Idee kommen, etwas weg zu nehmen.

Eine etwas andere Lebensweise haben wir in Ägypten bei den Beduinen kennengelernt. Die Beduinen leben in einer Dorfgemeinschaft. Ein Teil eines Stammes zieht mit den Tieren zu den einzelnen Weideplätzen. Meist halten sie sich dabei an Stellen auf, wo es Wasser gibt, einen Brunnen oder eine Quelle.

Ein anderer Teil des Dorfes startet von Zeit zu Zeit eine Versorgungskarawane mit Dromedaren, die den „Hirten“ notwendige Lebensmittel zu ihren Lagerplätzen bringt. Bei dem Aufbau ihres Lagers verzichten sie auf kleine Dächer oder Decken, sie beschränken sich auf Dornenbüsche zum Schutz vor Wind und Sand.

Nomadenfamilie Algerien
Nomaden_Wohnen_Zwischenlager
Nomaden_Wohnen_Beduinen

Mongolei

Anders sieht es da schon in der Mongolei aus. Dort rechnet man im Winter mit Tiefstemperaturen von MINUS 40 GRAD! Aber auch mit Unwettern, Regen und Schneefall. Da braucht man schon etwas Stabileres als Dornenbüsche und Decken.
Die Mongolen wohnen in Jurten, die GER genannt werden. Aber nicht nur die Nomaden ziehen das Klima, das in einer Jurte herrscht, jedem Haus vor. Die Jurten in den Städten sind meist größer und haben oft einen stabilen Holzboden. Vor allem im Winter schlagen aber auch manche Nomaden ihre Jurten am Rande der Stadt auf.

Nomaden_Wohnen_Mongolei

Aufbau einer Jurte

Das Grundgerüst einer Jurte bilden 5 Scherengitter, die aus biegsamem Holz gefertigt sind. Die einzelnen Streben werden mit Lederbändern zusammengebunden. So können diese Wände leicht zusammengeschoben werden und nehmen beim Transport wenig Platz ein. Beim Aufbau werden die 5 Wände in einem Kreis aufgestellt und man lässt nur Platz für den Türrahmen. Die einzelnen Teile werden mit Schnüren zusammengebunden. Den Dachkranz bildet ein Holzring mit einem Durchmesser von ca. 1,50m. In diesen werden Stangen eingesetzt, die in einem Winkel von ca. 30o mit Schnüren an den Scherengittern befestigt werden.
Als Eingang in die Jurte wird ein Holzrahmen mit zwei Scherenwänden verbunden und ein Holztor mit Schwelle angebracht. Die Scherenwände werden noch mit 2 umlaufenden Bändern stabilisiert.
Über dieses Gerüst werden 3 cm dicke Filzmatten gespannt und ein dünner, weißer, wasserabweisender Leinenstoff darüber gezogen. Im Sommer wird der untere Rand nach oben gespannt, damit der Wind ein wenig durch die Jurte ziehen kann und Abkühlung verschafft. Im Winter kann noch eine zweite Lage Filzstoff darüber gezogen werden. Eine Luke, die bei Regen geschlossen werden kann, wird als Abzug für das Ofenrohr freigelassen.

Nomaden_Wohnen_Jurte
Nomaden_Wohnen_Jurte

Das Innere der Jurte

 Beim Aufstellen der Jurte spielen die Himmelsrichtungen eine besondere Rolle. Die Tür schaut in den Süden, beim Eintritt darf die Schwelle nicht berührt werden.

Das Zentrum im Inneren der Jurte bildet der Ofen. Zum Überleben im Winter absolut notwendig, werden darauf auch alle Speisen zubereitet. Die Schale, in der der traditionelle Milchtee aber auch das Fleisch gekocht wird, passt dabei genau in eine Ausnehmung am Ofen.

Rechts von der Eingangstüre, also im Osten ist der Teil für die Frauen. Hier stehen die Regale für die Küchenutensilien, Lebensmittel, ein großes Bett vor allem für die Kinder.

Links im Westen ist die Seite der Männer und der Gäste. Vielleicht ein paar Hocker, eine Menge Teppiche und Polster und auf jeden Fall ein Bett.

Genau gegenüber der Eingangstüre, also im Norden, ist eine besonders schöne Kommode oder ein halbhoher Schrank für Familienbilder, Radio oder Fernseher und sonstigen Schnickschnack. Bei den Schamanen dient die Kommode als Altar, auf dem während einer Zeremonie alle notwendigen Utensilien Platz finden.

Manchmal stehen Fernseher und Radio so wie bei uns im Wohnzimmer in einer eigenen Jurte ohne Ofen aber mit besonders schönen Teppichen und Möbeln. Ja, es gibt auch Fernseher und Radio in vielen Jurten. Die mongolischen Nomaden sind also nicht von der Welt abgeschnitten. Sie sind gebildet und weltoffen.

Nomaden_Wohnen_Jurte
Nomaden_Wohnen_Jurte
Nomaden_Wohnen_Jurte
Nomaden_Wohnen_Jurte
Nomaden_Wohnen_Jurte
Nomaden_Wohnen_Jurte

Strom – Heizen – Toilette

Woher kommt der Strom zum Betreiben der Geräte?

Vor fast jeder Jurte steht zumindest ein Solarpaneel – und das schon lange bevor bei uns dieser Hype ausgebrochen ist.

Dieses Paneel versorgt meist eine oder zwei Batterien und damit werden die elektrischen Geräte betrieben.

Die größere Herausforderung ist es, genügend Brennmaterial für den Ofen zu haben. Regionsweise gibt es zwar Wälder, Holz wird aber selten verbrannt. Die Nomaden nehmen das, was ohnehin im Überfluss da ist – der Mist von ihren Tieren. Über das ganze Jahr wird daher der Dung von Kühen, Yaks, Pferden und Kamelen gesammelt und getrocknet. Und dieser trockene Dung ist ein hervorragendes Brennmaterial für den Ofen.

Und wo ist die Toilette bei all diesen Behausungen?

Die gibt es nicht. Die Nomaden in der Wüste haben es einfach, da wird alles im Sand vergraben.

In der Mongolei, vor allem im Winter, gestaltet sich die Angelegenheit schon etwas schwieriger. Es wird ein Loch in die Erde geschaufelt. Um dieses Loch wird entweder eine Plane gespannt oder ein Bretterverschlag gebaut, manchmal bleibt die 4. Seite offen, manchmal gibt es eine Tür.

Die Luxusvariante unter den Toiletten findet man an Bahnhöfen, in Klöstern oder bei Schulen. Ein kleines Holzhäuschen mit Tür und einem Holzsitz, wie früher bei unseren Plumpsklos.

 

Nomaden_Wohnen_Strom
Nomaden_Wohnen_Heizen
Nomaden_Wohnen_Toilette

Der Umzug

In der Mongolei ist in vielen Regionen genügend Wasser vorhanden. Durch das raue Klima können die Wiesen und Kräuter aber nicht so schnell nachwachsen.

Man zieht daher nach 2-3 Monaten zu einem anderen Platz. Jeder Platz wird in einem Jahr auch nur einmal besucht, so hat die Natur genügend Zeit, sich zu regenerieren.

Zum nächsten Lagerplatz zu ziehen, ist eine Herausforderung. Auch wenn die Jurte gut zusammengelegt werden kann, nimmt sie doch viel Platz in Anspruch. In den Stoffplanen der Jurte ist der gesamte Hausrat eingepack.

Verstaut werden die „Packerln“ auf Yaks, oder auf einem Wagen, der von Rind oder Pferd gezogen wird. Wir haben aber auch eine Familie getroffen, die zu viert, 2 Erwachsene, 2 kleine Kinder samt Jurte und ihrem Hab uns Gut in diesem UAZ Platz gefunden haben.

In früheren Jahren mieteten mehrere Familien einen Lastwagen für die Übersiedlung, 2016 ist schon vor vielen Jurten ein eigener Klein-LKW gestanden.

Nomaden_Wohnen_Umzug
Nomaden_Wohnen_Umzug

Ihr wollt über das Leben der Nomaden in Nordafrika und der Mongolei erfahren?

Dann kommt zu meinem Vortrag am 27. Juni 2025!

Wann: 27.6.2025, 18 Uhr

Wo: PV Infopoint Neunkirchen

Adresse: 2620 Neunkirchen, Holzplatz 2

Unkostenbeitrag: für 2 Personen € 35,- (€ 25 für eine Person)

Bitte um Anmeldung, da nur ein beschränktes Sitzkontingent zur Verfügung steht. Zur Anmeldung….

 

Leben_Nomaden_Vortrag

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