Der Weg nach Osten
Nachdem wir die Bahntrasse der Sibirischen Eisenbahn in Erdene überquert haben, ändert sich die Landschaft schlagartig. Zunächst säumen noch große Steine die Ebenen und dann erreichen wir die Steppenlandschaft – endlose Weiten, snft hügelig, hohes Gras, keine Jurten. Pferde- und Gazellenherden begleiten uns auf dem Weg in den Osten.
So hatte ich mir die Mongolei immer vorgestellt!

Ganga Nuur
Der Ganga Nuur ist ein kleiner See in der Nähe von Dariganga. Durch eine bewachsene Aulandschaft folgen wir einer kleinen Spur um möglichst nah an den See zu gelangen.
Der Ganga Nuur ist nämlich ein beliebter Treffpunkt und Rastplatz von Zugvögeln auf ihrem Weg nach Süden, vorwiegend sehen wir Schwäne, Gänse und Kraniche.
Deshalb auch der Name – Schwanensee.
Das Zwitschern und Gackern dauert die ganze Nacht – es gibt anscheinend viel zu erzählen. Am nächsten Morgen sehen wir immer wieder einige Gruppen von Vögeln starten, einen kleinen Kreis ziehen und wieder landen. Es scheint, als ob sie den Formationsflug üben.


Spiritualität
Die Spiritualität ist ein wichtiger Aspekt im Leben der Mongolen. Jedes Tier, jeder Baum, jeder Berg, Stein oder Fels hat für die Mongolen eine Seele. Ein äußeres Zeichen der Verehrung sind Bänder, meist in blau, die um besondere Naturmerkmale gebunden sind.
Erstaunlich für uns, dass sich gerade hier im Süden, so nahe an Russland und China, so viele dieser spirituellen Plätze befinden. Wir haben uns 3 ausgesucht, die wir auf unserer Fahrt besuchen wollen:
- Die Statue des Toroi Bandi
- Die Höhle Taliin Agui
- Den Vulkan Shiliin Bogd Uul


Toroi Bandi
TOROI BANDI ist der Name des mongolischen Robin Hood. Er stahl den Reichen vor allem Pferde und gab sie den Armen.
Ihm zu Ehren wurde hier im Süden eine Statue errichtet. Sie ist ein beliebtes Ausflugsziel.
Bie einem Besuch wird die Statue dreimal im Uhrzeigersinn umrundet. Bei jeder Runde werden 3 Spritzer Milch in alle 4 Himmelsrichungen verteilt – so will es der Brauch.
Wir trafen Mongolen, eine schon recht „feucht-fröhliche“ Gruppe.
Mongolen sind leidenschaftliche Fotografen und für sie waren wir Europäer ein beliebtes Fotomotiv. Also mussten wir mit ihnen gemeinsam für einige Fotos posieren.


Taliin Agui
Die Höhle Taliin Agui ist eine Lavahöhle, die bei einem der letzten Vulkanausbrüche durch eine Luftblase entstanden ist.
Sie ist 240m lang und ursprünglich war sie 42 Meter hoch. Ein winziger Eingang, der oft bis in den August mit Schnee bedeckt ist, bildet den recht einfachen Einstieg.
Der Felsen ist trocken und wir haben einen guten Tritt. Doch dann wird es eng. Auf allen Vieren müssen wir weiter, der Boden ist bereits mit einer Eisschicht bedeckt, kalte Luft kommt uns entgegen.
Nach ca. 200 Meter können wir uns endlich wieder aufrichten und stehen in einer großen Halle. Eine Eisschicht am Boden wird immer dicker, die Höhle dadurch niedriger, die Eiskristalle an den Wänden glitzern im Licht unserer Stirnlampen.
Über Felsnasen sind wie an vielen anderen besonderen Plätzen blaue Bänder gebunden. In Felsnischen finden wir essbare Opfergaben, die bereits mit gefrorenem Schimmel überzogen sind – ein bizarrer Anblick.
Kleine Felsen werden zu Altaren auf denen auch wir etwas Geld hinterlegen, eine durchaus übliche und angemessene Opfergabe. Schließlich können wir jede Hilfe brauchen, damit unser Vorhaben gelingen möge.



Shiliin Bogd Uul
Wenn ein Mann bei Sonnenaufgang den erloschenen Vulkan Shiliin Bogd Uul besteigt, dann wird seine Seele erneuert. Zum mongolischen Neujahr pilgern bis zu 2000 Menschen auf diesen Berg.
Wir nutzen die Abendsonne um den Vulkan zu besteigen. Zahlreiche kleine Owoos säumen den Weg.
Am Gipfel finden wir ein wunderschönes, riesiges Owoo, an dem wir 3 Räucherstäbchen entzünden – nicht so einfach bei dem eisigen Wind, der uns heftig um die Ohren bläst.
Besondere Berge in der Mongolei haben ihr eigenes Lied, das auf einer Tafel aufgeschrieben worden ist. wir hatten das Glück, dass uns ein mongolischer Besucher dieses Lied vorgesungen hat.


Der Grenze entgegen
Wir verlassen das Vulkangebiet, treffen zunächst auf Sandstein und dann auf saftig grüne Ebenen.
Der einzige Höhenunterschied sind dolinenartige Senken, wie wenn der Boden eingebrochen wäre.
Dieses Gebiet ist eine der einkommenschwächsten Regionen in der Mongolei.
Zahlreiche Salzseen kreuzen unseren Weg. Der Abbau wird noch mühsam per Hand mit altertümlich anmutenden Werkzeug betrieben.
Dieses Werkzeug und ein paar ausgebrannte Fahrzeuge sind die letzten Zeichen von Zivilisation.


Das Sperrgebiet
Und dann kam sie – die erste Kontrolle unserer Permits – ein Schranken mitten auf unserer Piste. 100 Meter entfernt ein paar Häuser, umgeben von einer Mauer. Am Hügel ein hoher Aussichtsturm von dem bereits ein Posten im Laufschritt zum Schranken kommt. Die Verständigung ist schwierig, wir drücken ihm einmal die Pässe in die Hand. Im Laufschritt zu den Häusern, ein paar Minuten später ist er wieder da, diesmal nimmt er die Fahrzeugpapiere mit. Beim dritten Mal holt er die Genehmigung und Andreas muss ebenfalls mitgehen. Die Zeit scheint still zu stehen und nach einer gefühlten Eiwgkeit kommt Andreas mit 3 Soldaten und einem großen Buch zurück, in dem alle unsere Daten eingetragen werden. Dann öffnet sich der Schranken und wir fahren ins absolutes Niemandsland.