120 Grad Ost – Teil2

von | Jan 26, 2024

Mongolei-120GradOst

120 Grad Ost
eine Expedition zum östlichsten Punkt der Mongolei

Teil 2

zum Teil 1

Die Suche

Der zweite Abschnitt unserer Expedition führt uns in den Süden, zu den östlichen Ausläufern der Wüste Gobi.

Wir begeben uns dabei auf eine Suche nach der mongolischen Spiritualität und ihren Kraftplätzen.

Wir versuchen sie im Kloster Khamariin Khiid, einem buddhistischen Energiezentrum, einem verlassenen Flugfeld und einer Quelle, die inmitten der Dünen entspringen soll, zu finden.

Zusammenfassend beschreibe ich diesen Abschnitt folgendermaßen:

Baumlos – weite Ebenen – heiß (tagsüber um die 30 Grad) – tolle Wolkenstimmungen durch Sonne und Gewitterwolken – Land der Regenbögen.

Mongolei-120GradOst
Mongolei-120GradOst

Die Fahrt in den Süden

Über eine ziemlich geradlinige, gut zu befahrende Sandpiste geht es ab in den Süden, der Sonne entgegen.

An einer Pferdetränke finden wir ein kleiner Brunnen, an dem wir unsere Wasservorräte auffüllen.

Zirka 35 km südlich von Öndörkhan ist ein See auf unserer Karte eingezeichnet. Dort schlagen wir unser Nachtlager auf.

Kleine Seen in der Mongolei sind meist salzhaltig und dieses Salz wird abgebaut. Hier zwar nicht aktiv, aber das Ufer ist sehr schlammig, zum Wasser kommt man nicht und es stinkt ein wenig.

Die abendliche Wolkenstimmung macht das aber mehr als wett und unsere Fotografen toben sich aus.

Mongolei-120GradOst
Mongolei-120GradOst

Kontrolle der Fahrzeuge

Am Beginn eines Abschnittes unterziehen wir unsere Fahrzeuge einem gründlichen Check. Zahlreiche Wasserdurchfahrten haben wir hinter uns und jetzt steht uns der sandige Teil bevor.

Plötzlich tönt ein „das gefällt mir gar nicht“ unter dem HZJ78 hervor. Sofort schaut auch Ernst unter das Fahrzeug und dann die Diagnose: Die Achsaufhängung beim Längslenker ist gebrochen.

Die erste Planänderung – wir fahren am nächsten Tag zurück nach Öndörkhan. Zum Glück war es ja nicht allzu weit entfernt.

Wir finden eine vertrauenserweckende Werkstatt. Mit Schweißgerät und viel Geschick – in solchen Ländern wissen die Mechaniker noch, wie solche Schäden zu reparieren sind – war die Reparatur in 2 Stunden erledigt und das Ganze hat uns umgerechnet € 25,-  gekostet.

Mongolei-120GradOst
Mongolei-120GradOst

Das Nomadenleben

Mit dem reparierten Fahrzeug geht es im Hinterland, vorbei an zahlreichen Nomadenfamilien Richtung Saynshand.

Die Technik hat auch hier Einzug gehalten und vermischt sich mit dem traditionellen Nomadenleben. So werden die Pferde heutzutage mit dem Moped nach Hause getrieben.

Wenn die Nomaden zu den nächsten Weideplätzen umsiedelten hat früher eine Gemeinschaft einen LKW gemietet.

Heutezutage (2016) steht bereits vor jeder Jurte ein Fahrzeug, meist ein Klein-LKW, wodurch die Nomaden viel mobiler geworden sind.

Saynshand ist eine etwas eigenartige Stadt, die aus einer Industrieanlage entstanden ist. Mittlerweile ist sie zwar mächtig gewachsen, hat aber kein Stadtzentrum.

MOngolei-120GradOst
MOngolei-120GradOst

Das Kloster Khamrin Khid

Südlich von Sayshand geht es auf Asphalt weiter zum Kloster Khamrin Khid.

Wie viele Buddhistische Tempel wurde auch dieser in der 1. Volksrepublik, zerstört. Jene Zeit, wo man sich stark an Russland orientiert hat und politisch und wirtschaftlich mit Russland verbunden war. Seit den 60er Jahren werden diese Klöster wieder aufgebaut.

Für uns ist es immer wieder faszinierend, wie die Buddhisten mit ihren Heiligtümern umgehen.

Es ist eine Stätte des Glaubens, der Rituale aber für jeden frei zugängig. Es gibt hier keine verschlossene Türen, es wird auch kein Eintritt verlangt. Die Besucher sind nicht still und ehrfurchtsvoll sondern fröhlich und laut.

Im Hauptgebäude fand gerade eine Zeremonie statt. Es wurde getrommelt und gesungen, dieser einprägsame Gesang der buddhistischen Tantras. Die Leute saßen im Halbkreis um einen Priester. Man kann Gebete kaufen, die dann vom Mönch vorgetragen wurden. Im Vorbeigehen wurden sie gesegnet.

Auf den Säulen und an den Wänden waren Reliefs aus Metall, die einige der zahlreichen Buddhas und Lamas zeigten. In der Mitte die 4 Tiere der Harmonie, die mich auf den ersten Blick an die 4 Bremer Stadtmusikanten erinnerten.

Ein Pilgerpfad führt 2km vorbei an zahlreichen Stupas und Gebetsmühlen durch die Shambala, das Energiezentrum.

Der Weg endet an einem Glockenturm. Dreimal muss die Glocke geschlagen werden, um energetisch gestärkt seiner Wege ziehen zu können.

Mongolei-120GradOst
Mongolei-120GradOst
Mongolei-120GradOst

Der Flugplatz

Bei der Planung hat Andreas südlich des Klosters etwas gesehen, dass wie ein Flugfeld aussieht. Mit Hilfe der Koordinaten war das verlassene Flugfeld überraschend einfach zu finden.

Allerdings bedarf es schon einiger Phantasie, sich hier ein Flugfeld vorzustellen. Die Umrisse der Gebäude waren kaum auszunehmen, waren ja nur mehr Mauerreste vorhanden. Die Start- und Landebahnen sind komplett zugewachsen Ein einziges Gebäude war noch komplett und wird heute als Grasspeicher verwendet.

Nur einige „Verlassenschaften“ zeugen noch von dem Betrieb, der hier einmal geherrscht hat.

Mongolei-120GradOst
Mongolei-120GradOst
Mongolei-120GradOst

Die Quelle inmitten der Dünen

In der Literatur haben wir eine vage Beschreibung von einer Quelle mitten in den Dünen gefunden. Wir haben versucht, den Standort in den Karten einzutragen, es sind aber keine Wege zu sehen, geschweige denn Koordinaten von der Position bekannt.

Auf gut Glück folgen wir zunächst einer kleinen Piste, verlassen diese dann querfeldein, turnen einen steilen Abhang hinunter und treffen Sonntagsausflügler beim Picknick auf saftig grünen Wiesen.

Die Kinder erklimmen die Dünen um hinunterrutschen oder zu laufen – erinnert an einen Wintersonntag auf einer Rodelwiese .

Die Quelle gibt es in der Form nicht mehr, vielmehr sind es zahlreiche Tümpeln, die Oasen gebildet haben und der üppige Schilfbewuchs bildet eine starken Gegensatz zu den hellen, fast weißen Dünensand.

Ein herrlicher Lagerplatz, ausnahmsweise sonnig und mittlerweise haben wir auch hochsommerliche Temperaturen. Ein kleiner Spaziergang mit Myra – sie ist ja nicht mehr die Jüngste – wir sind in der Gobi angekommen.

Der nächste Morgen ist typisch für die Wüste, die Luft klar und kühl. der Sand mit einer dünnen Schicht Rauhreif überzogen

Mongolei-120GradOst
Mongolei-120GradOst
Mongolei-120GradOst

Weiter in den Osten

Wir folgen einer guten Piste, gelangen sogar auf Asphalt. Als die Straße aber nach Süden abbiegt – dürfte die neue Transitstrecke nach China sein – beschließen wir querfeldein kaum erkennbaren Spuren nach Osten zu folgen, die zeitweise durch tiefe, sandige Senken führen.Wir halten uns immer an den Hügelkämmen, umfahren die Senken einmal rechts, dann wieder links, um nicht zu weit abzudriften.

Die größte Herausforderung war es aber, einen Brunnen zu finden. Der erste war von einer Kamelherde belegt. Sie ließen sich durch unsere Ankunft nicht sonderlich stören. Das Wasser war allerdings sehr tief, unsere Pumpe reichte kaum. So füllten wir nur einen 10 Liter-Kanister zur Reserve an.

Dann versperrten uns Bahngleise den direkten Weg in den Osten, Es ist die Haupttransit-Strecke nach Peking. Außer Güterverkehr mit endlos langen Zügen verläuft hier auch jener Teil der Transsibirischen Eisenbahn, der in Peking endet. Bahnübergänge gibt es hier im Süden nur in einer einzigen Stadt, sogar die Unterführungen sind mit starken Brettern versperrt.

Wir kommen durch eine kleine Ortschaft, viele Häuser scheinen nicht mehr bewohnt zu sein. Allerdings gibt es einen Bahnhof mit einer öffentliche Toilette.

Dann erreichten wir Erdene, die letzte Stadt im Süden vor der chinesischen Grenze. Hier können wir die Gleise Richtung Osten überqueren, allerdings erst nach einer strengen Kontrolle des örtlichen Grenzschutzes.

Mongolei-120GradOst
Mongolei-120GradOst
Mongolei-120GradOst
Mongolei-120GradOst
Mongolei-120GradOst
Mongolei-120GradOst

Im 3. Abschnitt unserer Reise machen wir uns auf den Weg in den Osten, zum Ziel unserer Expedition, den 120. Längengrad Ost im Noemroeg Nationalpark.

Teil 3 folgt….

zu Teil 1

Pin It on Pinterest

Share This

Share This

Share this post with your friends!