Praxisausfahrt Tunesien

von | Mrz 10, 2024

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Praxisausfahrt Tunesien 2024

2024 hatten wir 2 Trainings in Planung:

Ein Basic-Training für Wüstenneulinge und für unsere „Stammkunden“ eine schwierigere Tour in den Süden Tunesiens. Für dieses Gebiet braucht man spezielle Permits und einen zugelassenen Guide als Begleitung. Im Vorfeld hatten wir alles schon mit unseren Freunden in Douz geklärt, ab Weihnachten würden sie um die entsprechenden Genehmigungen ansuchen.

Im Herbst 2023 haben sich zwei tolle Gruppen gebildet: 5 Teams für das Basic-Training und 4 Teams für die Tour in den Süden.

Und dann begann das Drama: Krankheiten, defekte Fahrzeuge, Sanierungen am Fahrzeug die sich verzögerten. Letztendlich blieb 1 Team für das Basic-Training und 2 Teams für die Tour – Improvisation war gefragt.

Unser Neuling bekam 3 Tage intensives Basic Training und konnte uns so ruhigen Gewissens auf der Tour begleiten.

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Basic Training

Nach langer Zeit nahmen wir wieder einmal die italienische Fähre GNV, da diese auch eine Überfahrt am Mittwoch von Genua nach Tunis anbietet.

Eine positive Überraschung: Das Essen war sowohl preislich als auch geschmacklich um ein vielfaches besser als bei unserer letzten Überfahrt. Wir hatten auch eine ruhige See, waren schneller in Tunis als erwartet, und so kamen wir wie geplant am Freitag zu Mittag in Douz an.

Diesmal wählten wir als Basis-Camp das Camp Grand Erg Oriental, das von unseren Freunden Hedi, Aziz und Majid (3 Brüder) betrieben wird. Ein wirklich schönes Ambiente mit traditionellem, köstlichen Essen und funktionierenden, sauberen Sanitäranlagen.

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Die Grundlagen des Sandfahrens

Auf dem Weg zum Bir gif el Boum nach Norden war es bedeckt, später holte uns der Sandsturm ein. So hatte Rüdiger gleich einen heftigen Einstieg an seinem ersten Wüstentag. Schlechte Sicht, Konturen waren kaum erkennbar und die Erkundung der Fahrstrecke zu Fuß eine Tortur – Sand in den Augen, in den Ohren, im Mund,…

Am nächsten Tag ging es dann bei schönem Wetter in den Süden, über einen kleinen Riegel Richtung Guer el Mida. Ohne Spuren dauerte die Überfahrt den ganzen Vormittag, der Lernerfolg war aber entsprechend hoch.

Zum Abschluss unseres Trainings ging es dann vom Bir gif el Boum über einen Dünenriegel zum Cafe du Desert und anschließend nach Douz, wo wir die zweite Gruppe in Empfang nahmen. Gemeinsam ging es dann noch einen Tag zum Eingewöhnen wieder über die Dünen Richtung Guer el Mida.

In der Zwischenzeit waren schon einige Gruppen unterwegs, wir hatten viele Spuren und die Überfahrt nahm nur mehr 2 Stunden in Anspruch.

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Aufbruch zur Tour

Am Mittwoch ging es dann gemeinsam nach Douz, Wasser und Sprit fassen, Lebensmittel für die Tour einkaufen. Hedi, unser Guide, holte noch die Genehmigungen ab und am frühen Nachmittag machten wir uns auf den Weg.

Wieder zum Cafe du Desert und dann eine selten befahrene schwierige Route östlich vom Bir gif el Boum über den Dünenriegel in den Süden.

Eine sehr schöne Überfahrt, schwierig und lang, und vor allem: KEINE SPUREN. Wer noch nie im Sand gefahren ist – man kann es sich so vorstellen, wie wenn man auf einem Tiefschneehang die ersten Spuren zieht, aber Dünen wie Wellen bei Atlantik Windstärke 12.

Der Sand war zum Glück nur oberflächlich weich, durch die Regenfälle im Herbst noch recht gut befahrbar. Aber der Wind kam uns entgegen und so hatten wir schwierige Auffahrten (Stufen) zu bewältigen.

Der erste Abend inmitten der Dünen, natürlich bei Lagerfeuer und traditionellem Tee.

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Die ersten Probleme

Gegen den Wind ist es immer schwieriger zu fahren. Und so kamen wir nicht so zügig voran, wie geplant.

Und dann tauchten die ersten Probleme bei Rüdigers Iveco auf – die Anzeige vom Mitteldifferential blinkte ständig. Nur von aussen konnte man sehen, dass die Längssperre nicht mehr funktionierte.

Kurz nach Mittag erreichten wir unser Basislager und dann war guter Rat teuer.

Rüdiger entschied sich, im Camp zu bleiben und sein Fahrzeug zu reparieren.

Mit der restlichen „Schrumpfmannschaft“ einigten wir uns auf eine verkürzte Tour, da abzusehen war, dass die gesamte Strecke unter diesen Voraussetzungen zeitlich nicht mehr zu schaffen war.

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Der nächste Tiefschlag

Südöstlich vom Guer el Mida schlugen wir unser Nachtlager auf – die Strecke dorthin kannten wir ja schon und bis hierher kamen wir ganz gut voran.

Am nächsten Morgen, ca. 1 Stunde nach der Abfahrt, der entscheidende Funkspruch: „Ich habe keinen Antrieb mehr!“ aus Gerhards Fahrzeug – Kupplungsdefekt!

Wieder einmal mussten wir ein Fahrzeug aus den Dünen schleppen – das ist unser Service – ohne die sündteure Assistance aus Douz zu Hilfe zu rufen. Insgesamt war es das sechste Mal, aber bisher hatten wir zumindest noch 2-Rad-Antrieb, diesmal hatte das zu bergende Fahrzeug gar keinen Antrieb mehr.

Der Weg am Gurt zurück war nicht einfach, aber wir schafften es bis Douz, wo der Hilux innerhalb von 36 Stunden eine neue Original-Toyota Kupplung eingebaut bekommen hat. Gratulation an die Werkstätte und vielen Dank an unsere einheimischen Freunde für den Support.

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Auf der Tour

Mit 2 Fahrzeugen und 4 Personen (einschließlich unserem Guide Hedi) ging es nun bis zum Kontrollposten im Süden. Nach dem Check unserer Permits durften wir in das „Sperrgebiet“ hineinfahren.

Am ersten Tag noch sehr viel Wind, dann kitschig blauer Himmel, Sonnenschein und windstill, am letzten Tag bedeckt. Das Wetter bot wie in den letzten Tage wieder einmal alle Varianten.

Die Dünen in diesem Gebiet sind deutlich höher und schwieriger. Wir konnten das Scouten durch die Dünen ohne Abgehen im ungespurten Sand genießen. Es war wirklich toll, aber für den Teilnehmer doch recht anstrengend.

Auf einem Berg im Süden hofften wir Gravuren zu finden, was sich leider als falsch herausstellte. Vielmehr fanden wir Zeugen von Stellungen für Scharfschützen, Reste von Unterkünften und Hinterlassenschaften aus dem zweiten Weltkrieg.

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Wasser

Wasser in der Wüste ist immer etwas Besonderes.

Trotz des starken Windes beeindruckte mich dieser Platz, einsam, ohne andere Gruppen, ohne Cafes und Touris, die sich mit Shampoo die Haare im Wasser waschen, usw. Daher dient diese Wasserstellen sehr wohl noch den Tieren.

Das Wasser ist leicht schwefelhaltig und warm. Und die Vegetation entlang des kleinen Baches machte diesen Platz zu einem idealen Lager für die Nacht.

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Ende gut – alles gut

Wieder zurück im Basislager, fanden wir auch einen gutgelaunten Rüdiger. Er hatte sein Fahrzeug soweit repariert, dass er damit bis nach Hause fahren konnte. In Douz nahmen wir auch Gerhard wieder auf und gemeinsam ging es nach Tunis und wie gewohnt mit der tunesischen Fähre (CTN) wieder zurück nach Europa.

Offen geblieben ist eine besondere Tour, von der wir nur einen kleinen Einblick gewinnen konnten. Aber so besonders, um sie noch einmal in Angriff zu nehmen.

Wenn Du Lust bekommen hast, auch einmal die Wüste zu bereisen, findest Du einen ausführlichen Bericht über unser Basic Training aus dem Jahr 2023 hier:
Zum Bericht…

Text: Klaudia Piskorz
Bilder & Video: Klaudia, Klaus, Rüdiger 

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