Training für die Wüste – die Idee
1990 hatten wir unsere erste Berührung mit der Sahara und merkten bald, das Sandfahren so ganz anders ist. Haben wir bis dahin doch einige Offroad-Erfahrungen in Europa gesammelt, stellten wir bald fest, das diese Kenntnisse nur bedingt im Sand anwendbar sind.
Nicht nur beim Fahren sondern auch in der Orientierung und Navigation, hat man es ja nicht mit Straßen und Wegen zu tun, sondern mit weiten Flächen, wo man sich seinen Weg oft selber suchen muss.
In den nächsten Jahren bereisten wir die Sahara in Algerien, Libyen, Marokko und Mauretanien und sammelten viel Erfahrung mit den unterschiedlichsten Sandbedingungen. 2005 fühlten wir uns bereit, dieses Training in unser Schulungsprogramm von proVENTURE aufzunehmen.
2006 starteten wir dann mit einer Gruppe von 5 Teams das erste Training in Tunesien.
Warum Tunesien
Einige Gründe, warum wir die Trainings in Tunesien abhalten:
- Schnelle Erreichbarkeit
- Verschiedenste Sandformationen
- Schwierige Dünenstruktur (verschachtelt)
- Orientierung leicht im Überblick, schwierig im Detail
- Gute Versorgungsmöglichkeiten in Douz am Rande der Wüste
- Basislager für das Grundtraining in Camps bei Freunden
Das Training
Unser Grundaufbau damals wie heute:
- Grundlagen des Sandfahrens
Piste, „Gewusel“ – kleine Dünchen, Dünenüberquerung - Bergetechniken im Sand
Effizientes Ausschaufeln, Einsatz von Boards und HiLift, Bergen nach „Bauchfleck“ – Hängenbleiben auf der Kuppe einer Düne - Navigation und Orientierung
- Schonender Umgang mit dem Lebensraum Wüste und der Kultur
- 5-6 tägigen Tour
Planung, Navigation, Scouten
Im Laufe der Jahre passten wir die Inhalte an neue Techniken (GPS – Geräte & Programme, Fahrzeuge), an die Anforderungen der Teilnehmer und die Änderungen im Umfeld an.
Seit 2019 bieten wir dieses Training auf für Reise- & Expedition-LKW bis 14 to an.
2023 haben wir unser Programm mit einem Advanced Training erweitert, für Leute, die schon an einem Basic Training teilgenommen haben und tiefer in die Wüste hineinfahren wollen.
20 Jahre Training – die Highlights
Seit 2006 haben wir fast jährlich mindestens 1-2 Trainings durchgeführt für PKW und LKW, Basic und Advanced. Ausnahmen waren nur 2010 (arabischer Frühling), 2020 / 2021 (Covid). Dazwischen führten wir einige Erkundungstouren durch, um neue Strecken und Gebiete für unsere Trainings zu erschließen.
Mit den Geschichten von den Trainings könnten wir ein ziemlich dickes Buch füllen. Wir haben die interessantesten Highlights für Euch zusammengestellt – chronologisch sortiert.
2006
Der Umgang mit dem GPS Gerät war damals stark reduziert und es gab keine elektronische Karten von dieser Region. In allen Fahrzeugen war daher ein Autokompass vorgeschrieben, den man immer vorort justieren muss.
Wer das nicht mehr kennt: Mit 2 Stellschrauben (N-S und E-W) konnte man die magnetischen Störfelder des Fahrzeuges kompensieren.
In kurzen Worten:
- Mit einem Seil ein L auslegen in NS & EW Achse
- Fahrzeug nach E (oder W) stellen – nicht mit N beginnen
- Fehler mit Stellschraube halbieren
- Nach S stellen – Fehler halbieren, usw.
- Das macht man maximal 2 Runden lang
den Restfehler musste man akzeptieren und bei der Navigation berücksichtigen
Eine Standortbestimmung erfolgte mittels Dreieckspeilung mit Kompass und Papierkarte. (Französische IGN Karten im Maßstab 1:200.000)
Hardcore Survival Nacht: Unsere Teilnehmer waren nur mit Notfallausrüstung ausgestattet. Wir brachten sie mit dem Fahrzeug einige Kilometer vom Basislager entfernt in die Wüste, ohne dass sie sehen konnten, wohin wir fuhren. Der Rückweg ohne Karte nur mit Kompass und ohne GPS war zu lange, um ihn noch bei Tageslicht zu gehen – also Notlager aufschlagen – einige Teilnehmer haben die ganze Nacht mit wenig oder gar keinem Schlaf am Feuer verbracht, andere setzten auf „Fußbodenheizung“ oder Wärmeschild mit kleinem Feuer und Rettungsdecke.
2010
Diese Gruppe war im Vorfeld gut vorvereitet und plante die Tour von Douz zum Lac Rochette fast alleine. Trotz der guten Vorbereitung und der wirklich guten Umsetzung an den ersten beiden Tagen, konnten sie das Ziel nicht erreichen…..
Fortsetzung folgt…
