Abenteuer Wüste
In der Wüste zu fahren, hat seinen eigenen Reiz. Die Bodenverhältnisse können sich aufgrund des Windes rasch verändern. Es ändert sich dann nicht nur die Tragkraft des Sandes sondern auch die Dünenkämme – Windseite hartgepresst – Windschattenseite weich. Bei höherer Luftfeuchtigkeit ist der Sand fester, bei hoher Trockenheit weicher. Oft kann man diesen Unterschied an der Sandfarbe oder Struktur erkennen, aber nicht immer. Und bei einer steilen Dünenauffahrt muss man die richtige Dosierung herausfinden, um über die Düne zu kommen, nicht aber über sie zu „springen“. Geht man zu früh vom Gas weg, dann besteht die Gefahr, am Kamm „sitzen zu bleiben“.
Ihr seht also, es gibt viele Möglichkeiten sich im Sand einzugraben. In diesem Beitrag könnt Ihr ein paar Tipps nachlesen, wie man Bergeaktionen kurz und effizient gestalten kann.
Wenn Euch das Thema Sandfahren & Wüstentouren schon immer interessiert hat, dann kann ich Euch 2 Beiträge empfehlen.



Einsanden – Bergematerial
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, sich im Sand einzugraben. Und zu jeder Einsandvariante gibt es wieder verschiedenste Möglichkeiten, sein Fahrzeug zu befreien. All diese Kombinationen aufzuzählen, würde den Rahmen dieses Blogs sprengen. Auch in unserem Wüstentraining nehmen wir uns dafür einen ganzen Tag Zeit, um verschiedene Bergevarianten zu trainieren.
Ich habe deshalb 3 Arten des Einsandens ausgewählt:
- Weichsand- / Gipsfelder
- Dünenauffahrten
- Dünenkämme
Auch beim Bergematerial greife ich auf 4 weit verbreitete Hilfen zurück:
- Sandboards
- Hi-Lift
- Bergegurte
- Seilwinde



Welches Bergematerial wofür
Nicht jedes Bergematerial ist für alle Arten des Einsandens geeignet. Auch hier kann ich nicht alle Variationen aufzählen und habe mich auf eine Auswahl beschränkt.
Auch durch viel Erfahrung kann ich nicht jedes Einsanden verhindern. Ich kann aber die Dauer meiner Bergeaktion wesentlich verringern, in dem ich rechtzeitig erkenne, da habe ich keine Chance mehr weiterzukommen und meinen Versuch sofort abbreche.
Oder wie wir im Training immer sagen: Einmal zuviel Gas geben, 10 Minuten länger schaufeln.


Weichsand- / Gipsfelder
Weichsand- oder Gipsfelder sind oft mehrere 100 Meter lang. Durch diese Felder kommt man nur mit dem entsprechenden Tempo. Hilfreich sind natürlich Spuren und Pisten, da dort der Sand bereits zusammengedrückt und dadurch härter ist.
Reicht mein Schwung nicht aus, dieses Feld zu durchqueren, kann ich nur versuchen, auf eine eventuell vorhandene kleine Anhöhe zu kommen. Stecke ich fest, habe ich 2 Möglichkeiten:
Bergen mit den Sandboards
Die Methode funktioniert nur, wenn ich über Länge der Boards genügend Tempo für die restliche Strecke durch das Weichsandfeld aufbauen kann. Ich muss also je ein Board vor meine 4 Rräder legen und mit „Gefühl“ so rasch wie möglich auf „Schwung“ kommen..
Bergen mit Bergegurt
Voraussetzung ein zweites Fahrzeug und möglichst lange Bergegurte. Das zweite Fahrzeug muss so abgestellt sein, dass es vom Standplatz wegkommt und von dort das entsprechende Tempo für die Weiterfahrt aufbauen kann. Das steckengebliebene Fahrzeug kann entweder zurück oder vorwärts gezogen werden. Das sollte man von der Distanz bis zum nächsten festeren Untergrund abhängig machen.
Die Bergegurte sollten dynamische sein (ca. 20% Dehnung), damit wird ein sanfteres Anfahren ermöglicht.
Wir empfehlen auf keinen Fall kinetische Seile zu verwenden! Nähere Informationen findet Ihr in unserem Artikel: Bergegurte: Statisch – Dynamisch – Kinetisch


Dünenauffahrten
Bei langen, steilen Dünenauffahrten ist das größte Problem, das notwendige Tempo zum Weiterkommen bis zum Schluss zu halten. Verliere ich den Vortrieb, muss ich sofort aufhören, Gas zu geben. Dann habe ich noch die Chance im Rückwärtsgang hinunterzufahren für einen weiteren Versuch.
Bleibe ich am Gas, das mir bei schlammigen Auffahrten helfen kann, dann fahre ich unweigerlich gegen Erdmittelpunkt.
Befreien mit Gurt oder Seilwinde
Ist die Düne steil genug, dann wird es am einfachsten sein, das Fahrzeug mit einem Bergegurt (entsprechende Länge, dynamisch) oder der Seilwinde soweit nach hinten zu ziehen, dass es aus eigener Kraft die Düne wieder hinunter fahren kann.
Befreien mit Sandboards
Bin ich das letzte Fahrzeug, dann helfen mir nur die Sandboards, denn nach oben ziehen, wird nicht funktionieren.
- Hinter den Rädern freischaufeln
- Flanken frei schaufeln
- Sandboard hinter Vorder und Hinterräder schieben
- Hinunterfahren



Aufsitzen auf Dünenkämmen
Eine der häufigsten Arten des Steckenbleibens, ist das Aufsitzen auf Dünenkämmen. Über die Gründe und Maßnahmen, um es zu verhindern, hört Ihr in unserem Wüstentraining.
Die erste Entscheidung, die ich treffen muss: Befreie ich das Fahrzeug nach vorne oder nach hinten. Schauen die Vorderräder über den Dünenkamm und neigt sich das Auto vorne nach unten, dann kann ich das Fahrzeug nach vorne bergen.
Sitze ich aufgrund meiner Bodenfreiheit nur leicht auf, ist eine schnelle und schonende Methode, das Fahrzeug mit dem HiLift aufzuheben, GFK-Boards unter das Rad zu schieben – natürlich auf allen 4 Rädern – und weiterfahren.
Sitze ich so richtig auf, dann muss ich zuerst eine Menge Sand wegschaufeln und das nicht nur bei den Reifen. Und wenn man das ein paarmal gemacht hat, dann weiß man, wie wichtig es ist, sofort vom Gas zu gehen, wenn ich merke, ich kann die Düne nicht überqueren. So schnell kann man ger nicht schauen, wie Differential, Achsen,…. im Sand verschwinden – und das alles muss wieder freigeschaufelt werden.
Mit den Sandboards kann ich es meinem Bergefahrzeug leichter machen oder mich sogar alleine befreien. Zur Not kann ich das Fahrzeug aber auch nur mit Bergegurt befreien.



